Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Sprachforschung
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Workshop zur deutschen Terminologie der Kognitiven Linguistik

Susanne Niemeier (Koblenz) & Doris Schönefeld (Bochum)

Da die kognitive Linguistik zunächst als eine fast ausschließlich amerikanische Entwicklung begann, ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Texte englischsprachig sind – abgesehen davon ist Englisch ohnehin als Wissenschaftssprache verbreiteter als das Deutsche. Deutsche Texte zur Kognitiven Linguistik sind eher selten und stellen ihre Verfasser oft vor terminologische Probleme. Die Frage, ob man „source domain“ und „target domain“ tatsächlich mit „Quell- und Zieldomäne“ übersetzen kann, ist dabei noch verhältnismäßig leicht zu beantworten. Schwieriger wird es, wenn man mit Bezeichnungen wie „boundedness/unboundedness“ oder „trajector/landmark“ konfrontiert wird. Oft werden die damit gemeinten Konzepte auch in den deutschsprachigen Texten einfach mit den entsprechenden englischsprachigen Termini benannt, um einer Übersetzung (und damit einer möglicherweise notwendigen begrifflichen Auseinandersetzung) aus dem Weg zu gehen.

Wir würden diese Problematik gern in unserem Workshop thematisieren, illustrieren und mit deutschsprachigen Kognitiven Linguistinnen und Linguisten diskutieren. Abgesehen davon, dass eine solche Diskussion akademischen Interessen entspringt, z.B. Fragen grundsätzlicher Übersetzbarkeit berührt, andererseits aber auch nach dem Verhältnis von Entlehnung und Lehnübersetzung im deutschsprachigen sprachwissenschaftlichen Fachdiskurs fragt, steht dieser Worksshop auch in engem Zusammenhang mit einem Projekt „Wörterbucher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft“. Innerhalb dieses Projekts ist auch die Erstellung eines deutschsprachigen terminologischen Wörterbuches (partiell mit Englisch „bilingualisiert“) zur Kognitiven Grammatik vorgesehen. Ein solches Vorhaben verlangt neben der Entscheidung über aufzunehmende Lemmata die Festlegung von Terminusäquivalenten und mit großer Sicherheit auch die Prägung neuer Termini zur Bennenung solcher Konzepte, für deren Bezeichnung bisher eher individuelle Lösungen - meistens sogar mehrere Varianten – existieren oder für deren Bezeichnungen der Rückgriff auf die englische Form nicht unbedingt die optimale Lösung zu sein scheint. In diesem Sinne ist dieser Workshop als Ort der Meinungsbildung, Ideensammlung und des Erfahrungsaustausches mit interessierten Kolleginnen und Kollegen angedacht, und er will sich nicht zuletzt auch methodologischen Fragen der Umsetzung eines solches Vorhabens zuwenden.

Wir werden in unserem Workshop Konzepte illustrierend vorstellen, deren Bezeichnung in deutschen Übersetzungen der entsprechenden englischen Fachtexte entweder uneinheitlich gehandhabt bzw. aus dem englischen Original unverändert übernommen wird, oder die sich in originär deutschen Texten, die mit Konzepten aus der Kognitiven Grammatik arbeiten, als schwierig zu versprachlichen darstellen.

Wir hoffen auf eine rege Diskussionsbereitschaft, auf den Austausch auch durchaus kontroverser Standpunkte, z.B. zur generellen Übersetzbarkeit wissenschaftlicher Termini oder zu Fragen des Kosten-Nutzen-Verhältnisses bei versuchten Übersetzungen oder übernommenen englischen Bezeichnungen. Um die Diskussion bereits jetzt anzuregen, finden Sie im Folgenden als Beispiel drei Lemmatabellen zu den englischen Termini construal, ground und participant. Wir bitten bereits jetzt, im Vorfeld der Tagung, alle interessierten Kolleginnen und Kollegen um Überlegungen zu Strategien und Möglichkeiten der Übersetzung dieser Termini sowie um Lösungsvorschläge (niemeier@uni-koblenz.de und doris.schoenefeld@rub.de). Damit hoffen wir, einerseits zur Bestimmung eines eigenen Standpunktes aufzufordern und andererseits zu Vorüberlegungen anzuregen, die nicht zuletzt auch ermöglichen können, in einem zu erstellenden Hilfsmittel für Lehrende und Studierende auch deren Erfordernisse und Wünsche entsprechend frühzeitig zu berücksichtigen. Während des Workshops werden wir unsere bisherige Auswahl an Lemmakandidaten vorstellen und unser weiteres Vorgehen, u. a. auch die Autorensuche und das Redaktionssystem, demonstrieren und diskutieren.

Lemmakandidat (Beispiele)
construal ground participant
Construal of mental processes Ground as reference vantage point participant (in process)
Construal of scenes Ground in motion event-frames Participant-interaction event frame
Construal of the Situation Ground, syntactic ground participant role
construal Operations Ground-based reference participant role (of verb)
construal Operations, interaction of Grounded entity Participant roles
Construal relation Grounded structure participant roles, clusters of
construal relationship Grounded verb participant roles, core
construals grounding Participants (in Cognitive Grammar)
Construal subjective grounding event participant type
Construal traversal  Grounding in Cognitive Grammar Participant vs. setting
construal, absolute (antonyms) grounding of a process Participant vs. setting location
Construal, abstract Grounding of metaphors Participant, active vs. passive
Construal, alternate Grounding predication Participant, central
Construal, alternate Grounding predication, historical evolution Participant, direct
construal, default Grounding predication, profiling, Participant, focal
Construal, extent Grounding predications Participant, non distinctness
construal, hybrid (antonyms) Grounding relationship Participant, processual
Construal, objective Grounding, epistemic Participant, relation to-event
Construal, patterns of   Participant, relative prominence
construal, relation(ship)   Participant, unspecified
construal, relative (antonyms)    
Construal, scene    
Construal, temporal    
Construal, theory of    
Construal, universals of