Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Sprachforschung
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Abstract Tafreschi

Zur Benennung und Kategorisierung alltäglicher Gegenstände: Die Onomasiologie und Semasiologie der Basisebene

Prozesse bei der Kategorisierung alltäglicher Gegenstände werden am Beispiel englischsprachiger Filme mit Audiodeskription untersucht. In die Dialogpausen dieser Filme sind Kommentare (voice-over) eingeblendet, in denen die Gegenstände und Räumlichkeiten des Szenenbildes sowie der nonverbale Handlungsverlauf als Ergänzung für ein sehbehindertes Publikum beschrieben werden. Solche Filme erlauben eine empirische Überprüfung der Frage, mit welchen Wörtern bestimmte Gegenstände der Alltagswelt benannt werden.

In diesem Vortrag geht es um das Thema der „Basisebene“ der Kategorisierung und darum, wie diese sich in den Benennungen der Objekte zeigt. Bei der Erforschung der Basisebene ist es wichtig, zwischen der onomasiologischen und der semasiologischen Perspektive zu unterscheiden. Aus onomasiologischer Sicht (wenn man also vom Objekt zum Wort geht und sich fragt, mit welchem Wort ein bestimmter Gegenstand benannt wird) stehen die Wörter shirt und T-shirt z.B. in semantischer Opposition zueinander, denn sie werden zur Benennung unterschiedlicher Objektklassen verwendet: shirt für Hemden, T-shirt für T-Shirts. Das zeigt die Filmanalyse. Die beiden Wörter repräsentieren deshalb unterschiedliche onomasiologische Kategorien. Aus semasiologischer Sicht hingegen, wenn man also vom Wort zum Objekt geht und sich bezüglich eines bestimmten Gegenstandes fragt ‘Is this a shirt?’, gehören die beiden Objektklassen „T-shirt“ und „shirt“ zur selben Kategorie, denn für beide Objektklassen wird die Frage mit ‚Ja‘ beantwortet. Bei dieser zweiten, semasiologisch gewonnenen Kategorie, handelt es sich aber nicht um eine Kategorie der Basisebene, denn diese können wir ja nur durch die Benennung von Objekten, also onomasiologisch ermitteln.

Die Unterscheidung zwischen onomasiologisch ermittelten und semasiologisch ermittelten Kategorien hat Konsequenzen für die Prototypentheorie. In beiden Arten von Kategorien treten Prototypeneffekte auf. Allerdings haben sie unterschiedliche Ursachen.

 

Literaturangabe

Tafreschi, Agnes (im Druck). Zur Benennung und Kategorisierung alltäglicher Gegenstände: Onomasiologie, Semasiologie und kognitive Semantik. Kassel: University Press.