Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Sprachforschung
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Abstract Hanselmeier-Shao

Kodierungsmöglichkeiten von Bewegungsereignissen im Deutschen und Chinesischen

Leonard Talmy (1985, 1991, 2000) und im Anschluss an ihn Dan I. Slobin (2000) teilen die Sprachen hinsichtlich der Kodierung von Bewegungen in zwei Gruppen ein: satellite-framed languages (S-Sprachen) und verb-framed languages (V-Sprachen). Beide Autoren zählen Mandarin zu den S-Sprachen, obwohl es sich strukturell von anderen S-Sprachen unterscheidet. Slobin schlägt 2002 zwar eine dritte Gruppe vor, zu der unter anderem auch die chinesische Sprache gehört. Ein genauer und detaillierter Vergleich der entsprechenden Konstruktionen im Standarddeutschen und im Mandarin wurde jedoch bislang noch nicht vorgenommen. Ziel meiner Arbeit ist es, die unterschiedlichen Kodierungsmöglichkeiten von Bewegungsereignissen im Deutschen und im Chinesischen, in zwei Sprachen also, die auf vielen Sprachebenen interessante Entsprechungen aufweisen, deren Ähnlichkeiten aber nicht auf vorhandene Verwandtschaftsbeziehungen zurückgeführt werden können, darzustellen und die entsprechenden syntaktischen und lexikalischen Strukturen beider Sprachen auf der Basis eines einheitlichen Beschreibungsrahmens zu analysieren.

An der Untersuchung nahmen 60 Personen aus Taiwan mit Mandarin als Muttersprache und 60 monolinguale Deutsche teil. Die Probanden wurden nach dem Geschlecht , nach dem Alter (Kinder, Jugendliche und Erwachsene), nach dem Bildungsstand und dem Beruf bzw. (bei Kindern und Jugendlichen) nach dem der Eltern ausgesucht. Sie sahen die ersten zwei Minuten der „Birnengeschichte“ von W. Chafe, einem Film ohne Worte, und wurden gebeten, alles aufzuschreiben, was sie in den Szenen gesehen hatten.