Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Sprachforschung
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Abstract Staffeldt

Zur metaphorischen Konzeptualisierung von Perlokutionen

Sprechakttheoretische Forschungen in der Linguistik bewegen sich auf der Grenze zwischen Semantik und Pragmatik. Seit jeher spielen Bezeichnungen für Akte methodisch eine wesentliche Rolle. Die grundlegende Idee ist: Aus der Bedeutung bestimmter Ausdrücke lassen sich erste Erkenntnisse über die Akte gewinnen, auf die mit diesen Ausdrücken Bezug genommen werden kann. Seit Geburt der Sprechakttheorie aus dem Geiste der Ordinary Language Philosophy werden Perlokutionen dabei eher stiefkindlich behandelt. Zu Unrecht: Untersucht man einmal Das Große Wörterbuch der deutschen Sprache, trifft man auf eine überaus große Anzahl von Ausdrücken, bei denen als Verwendungsvariante Wirkungen von Äußerungen lexikalisiert sind. Auffällig sind dabei die zahlreichen metaphorischen Konzeptualisierungen. Prominente Skalierungen (wie z.B. oben/unten bei jmdn./etw. herabsetzen) sind hier ebenso anzutreffen, wie speziellere Konzeptualisierungen, z.B. über

  • Geschmack (verbittern)
  • Bewegung (bewegen, anrühren, rühren)
  • Leben (beleben, befruchten)
  • Richtung (hochbringen)
  • Richtung und Bewegung (aufwühlen, aufrühren)
  • Geschwindigkeit (auf achtzig bringen)
  • Aktivierung (anmachen)
  • Körperqualen (piesacken, peinigen) etc. etc.

Darüber hinaus vererben sich Konzeptualisierungen auch. Beispielsweise ist bei Ärger, Wut und Zorn eine Überschäumensmetaphorik anzutreffen, die sich auf z.B. ärgern, verärgern, erzürnen weiter vererbt. Je nach erreichter Stufe im Aufstieg kann Wut dabei noch im Bauch, aber auch schon im Hals sein, bis hin zum endgültigen Ausbruch: Ärger, Wut und Zorn steigen in einem auf, möglicherweise bis zur Explosion. Der Körper als Gefäß der emotionalen Säfte, die darin aufkochen.

In dem Vortrag werden einige solcher metaphorischen Konzeptualisierungen von Wirkungen sprachlicher Äußerungen im Deutschen vorgestellt und systematisiert. Damit schließt der Vortrag an Ergebnisse eines laufenden Forschungsprojektes an, dessen Erkenntnisinteresse auf die lexikalische Struktur des Perlokutionären gerichtet ist.