Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Sprachforschung
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Abstract Mueller-Reichau

Eine konstruktionsbasierte Analyse der Kopula

Jede semantische Analyse von Kopulasätzen ist damit konfrontiert, dass das Kopulaverb von Ausdrücken ganz unterschiedlicher syntaktischer und semantischer Natur flankiert sein kann. Es muss zumindest zwischen von Hause aus prädikativen und referentiellen Ausdrücken unterschieden werden. In dem Vortrag präsentiere ich die Idee, dass das Kopulaverb der Exponent einer Konstruktion ist, in der der Präkopula- und der Postkopula-Slot für referentielle Ausdrücke vorgesehen sind.

Entsprechend können diese Slots ohne weiteres durch von Hause aus referentielle Ausdrücke (Terme) gefüllt werden, wobei sich verschiedene Kopulasatztypen in Abhängigkeit davon ergeben, ob der jeweilige Term auf eine Art (Typ) oder auf ein Objekt (Token) referiert. Erscheint im Referenzslot vor oder nach der Kopula aber ein Prädikat, so muss seine Bedeutung den Anforderungen der Konstruktion angepasst werden. Gemäß Crofts (2001) Universalregel, wonach koverte Shifts in sog. Wortartkonstruktionen immer zu der prototypischerweise mit der jeweiligen Wortart assoziierten Bedeutungskategorie führen, heißt das, dass das Eigenschaftskonzept des Prädikats in das Konzept eines Objekts (oder "Dings" im Sinne Tomasellos 1998), welches diese Eigenschaft trägt, überführt wird. Der Shift zu einem Dingkonzept kann in einem Postkopula-Artterm resultieren. Dann entsteht ein generischer Satz; die Eigenschaft wird als eine essentielle verstanden. Oder aber im Ergebnis steht ein Objektterm. Dann entsteht ein episodischer Kopulasatz; die Eigenschaft wird als eine akzidentelle verstanden. Auch im Präkopula-Slot können Prädikate erscheinen. Die Transformation ihrer Bedeutungen in Dingkonzepte führt immer zu Arttermen, nie zu Objekttermen.

Anhand vieler Beispiele werde ich illustrieren, wie die verschiedensten Kopulasätze alle als Instanzen der einen Kopulakonstruktion "[DING___] ist [DING___]" analysierbar sind, wenn man dabei "[DING___]" als Abstraktion über den zwei spezifischeren Konstruktionen "[ART___]" und "[OBJEKT___]" versteht.