Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Sprachforschung
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Abstract Tokar

Warum ist eine Website kein Webort?

Anhand der Analyse des französischen und spanischen Internetwortschatzes kommt Silke Jansen (2005) zum Ergebnis, dass die in der Herkunftssprache Englisch entstandenen Internetausdrücke server, browser, site usw. in den Zielsprachen Französisch und Spanisch grundsätzlich durch Lehnübersetzung wiedergeben werden. Meine Analyse des deutschen Internetwortschatzes zeigt jedoch, dass sich das Deutsche im Unterschied zu den romanischen Sprachen durch keine bestimmte Versprachlichungsstrategie, sei es Entlehnung (z.B. Website) oder Lehnübersetzung (z.B. bookmark > Lesezeichen), auszeichnet.

In diesem Vortrag wird der Frage nachgegangen, ob die im Englischen entstandenen metaphorischen Konzepte, die im Deutschen durch Lehnwörter versprachlicht sind, durch Sprecher des Deutschen (anders) metaphorisch perzipiert werden. Wenn die Bedeutung eines metaphorischen Ausdruckes aus der Interaktion von „two thoughts of different things active together and supported by a single word“ (Jäkel 2003:94) resultiert, wäre es z.B. in bezug auf die fehlgeschlagene Übersetzung von site sicherlich angebracht festzustellen, ob die Bedeutung dieses Ausdruckes im Deutschen ebenso wie im Englischen aus der Interaktion von geographischen und Computerorten resultiert. Die im folgenden vertretene Position ist, dass die wörtliche Übersetzung site > Ort nämlich deswegen nicht gelungen ist, weil die Bedeutung des Lehnwortes sprachliche Realisierung anderer konzeptueller Metaphern, und zwar INTERNET IST MARKTPLATZ und INTERNET IST BÜHNE, ist, was den Ausdruck darin findet, dass Website durch indigene Neologismen Webangebot und Webauftritt ersetzt werden kann.

 

Literaturverzeichnis

Jäkel, Olaf 2003. Wie Metaphern Wissen schaffen. Hamburg: Dr. Kovac Verlag.

Jansen, Silke 2005. Sprachliches Lehngut im world wide web. Tübingen: Narr