Interdisziplinäres Zentrum für Kognitive Sprachforschung
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Abstract Böger & Skilters

Zur Wechselwirkung von Bedeutung und Bewegung: Wurzeln der semantischen Artikulation in der Wahrnehmung

Ziel dieses Vortrags ist es, in einem interdisziplinären Ansatz die Wechselwirkung zwischen Bedeutung und Bewegung auf der Ebene der Wahrnehmung zu untersuchen. Aus Sicht der der kognitiven Semantik und der subjektorientierten Forschung der Bewegungswissenschaft wird die These vertreten, dass die Bedeutungsartikulation bereits in der Wahrnehmung verwurzelt ist bzw. mit der Wahrnehmung „beginnt.“ Diesbezüglich werden bestimmte Ansätze der kognitionswissenschaftlichen Forschung zum embodiment verwendet (u.a. L. Barsalou, R. Gibbs, M. Johnson). Die Eigenschaft menschlicher kognitiver Verarbeitung wird darauf zurückgeführt, dass Bewegungen Bedeutungen übermitteln, die auf der körperlichen Ebene verarbeitet werden (u.a. Merleau-Ponty). An dieser Stelle gibt es Überschneidungen zwischen dem Bedeutungsgehalt von natürlicher Sprache und Bewegung, da natürliche Sprache (als Bedeutungsträger) ebenfalls körperlich verankert ist.

Bewegung wird als transmodaler bedeutungsartikulierender Aspekt diskutiert, der für ein relationales „In-Beziehung-treten“ von Subjekt und Umwelt zuständig ist. Wir gehen davon aus, dass die Bedeutungsartikulation durch die reziproke Wechselwirkung zwischen Sprache und Bewegung erzeugt wird. Sprache wird in diesem Ansatz als nicht autonomes System betrachtet, während Bedeutung als eine komplexe perzeptuell beeinflusste kognitive Einheit mit einer Agenten- und einer Situationsfundierung verstanden wird (Skilters 2004).

Den Kern des empirischen Teils des Beitrags bildet die Darlegung eines Experiments zur Wechselwirkung von Bewegungswahrnehmung und Bedeutungszuweisung. Die Praxis des Bewegungslernens nutzt die Sprache, um Bewegungsprozesse zu initiieren. Somit wird in dem vorzustellenden Experiment die Wirkung von metaphorischer Instruktion auf die Handlungsausführung untersucht. Mittels der metaphorischen Instruktion, deren Bedeutung, so ist anzunehmen, schon auf der Ebene der körperlichen Wahrnehmung fundiert ist, können eigenaktive Prozesse innerhalb des Subjekts belegt werden (Böger 2006).

Das hier zugrunde gelegte Modell der kognitiven Wahrnehmungs- u. Bedeutungsverarbeitung besagt, dass Wahrnehmungseinheiten unter anderem in Bedeutungen transformiert und die Bedeutungen neben anderen Repräsentationsformen sprachlich artikuliert werden. Vor diesem Hintergrund werden allgemeine Prinzipien semantischer Bewegungsartikulation diskutiert, wie die Tendenz zur Einfachheit, Vervollständigung, so wie einige einzelne kognitiv-semantische Strukturprinzipien, z.B. die Subjektifikation.

References

Böger, C. (2006): Subjekt und Eigenaktivität im Handeln. Aspekte einer Theorie der subjektiven Handlungsstrukturierung bei der Synchronisation von Ereignissen. (unv. Dissertation, Universität Erfurt)

Skilters, J. (2004): Unbestimmtheitsphänomene in der menschlichen semantischen Artikulation: Abriss eines gestalttheoretisch orientierten Beitrags zur Bedeutungstheorie, Diss. Mainz: Johannes Gutenberg-Universität Mainz